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XXIV Kongres Heglowski

Schönheit oder Freiheit als Staatsprinzip? Die Antike und die Moderne bei Hegel

In meinem Referat beabsichtige ich zu zeigen, wie die wichtigste Kategorie der hegelschen Ästhethik – Schönheit – sich in dem gesellschaftlichen Kontext der Griechen wiederfindet. Die griechische polis stellt für Hegel ein Modell der zwischenmenschlichen Relationen dar, die von der Schönheit als Staatprinzip bestimmt wurde. Was hat Hegel damit gemeint? Warum bezeichnet er in den „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte” die polis als politisches Kunstwerk? Die Phase der ursprünglichen Einheit des Menschen mit der Natur sieht Hegel in der antiken Polis-republik. Die polis konnte nur deshalb schön sein, weil die Antike – im Gegenteil zur Moderne – noch nicht die universale Freiheit aller Menschen anerkannt hatte. Das Handeln eines Menschen in der polis war nicht von Reflexion vermittelt, sondern durch die gesellschaftliche Funktion (Sitte, Spontanität). Die Menschen hatten Vertrauen zum Staat, es lag eine vollständige Identifikation mit der gesellschaftlichen Rolle vor, die nicht durch den individuellen Willen in Frage gestellt wurde. Das Handeln war mit Vertrauen zum Staat verbunden, was Hegel immer sehr hoch bewertet hat. Die natürliche Spontanität des menschlichen Handelns hat für Hegel seine Schönheit ausgemacht. Dies war das, was Hegel als schön bezeichnet hat. Desto mehr aber war dieses Handeln primitv aus dem Blickwinkel der weiteren Entwicklung des Geistes. Die Schönheitsfrage war bei Hegel nicht nur durch bloßes ästhetisches Interesse hervorgerufen. Für Hegel war diese Kategorie nicht etwas Subjektives. Er spricht der Schönheit gesellschaftliche Realität zu und versucht, diese Kategorie für die Analyse der politischen Wirklichkeit anzuwenden. Die antike Sittlichkeit wird durch das Prinzip der Schönheit in der polis fundiert. Am Anfang glaubte Hegel an die Restitution der griechischen Polisrepublik, dann aber bliebe die Erneuerung des antiken Ideals und seiner Schönheit ein bloßes Postulat. Das Ideal der Antike wurde beibehalten, aber Hegel glaubt nicht mehr an seine Verwirkli-chung. Letztendlich aber erblickte Hegel den Kern der historischen Entwicklung in der Geschichte der menschlichen Freiheit. An dieser Stelle interessiert mich das Problem des Übergangs von der Antike zum Christentum und zur Moderne, die auf Idee der Freiheit begründet ist. Die Moderne bringt einein anderen Begriff der Freiheit im Unterschied zur Antikem mit sich. Der Staat wird zu einem künstlichen Gebilde – zum Ergebnis des Gesellschaftsvertrages. Er bietet für die Menschen keinen natürlichen Halt mehr. Der Staat wird auf der rationalen Entscheidung der freien Individuen gegründet und wird von Hegel als eine Maschine verstanden. Der Staat ist ein politisches, seelenloses Gebilde und kein politisches Kunstwerk. Einem solchen Staat widerspricht Hegel im Ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus. Im entwickelten System finden wir eine andere Bewertung der griechischen Welt. Die Schöne mythische Welt des antiken Götterhimmels war von Anfang an eine Welt des schönen Scheins gewesen und daher untergehen mußte. Die Auflösung der Idee des Schönen, die Eingrenzung der Leistung des Schönen bestimmt den Rahmen meines Referats.